Die WienWein Winzer: Michael Edlmoser, Rainer Christ, Fritz Wieninger, Gerhard J. Lobner, Thomas Podsednik und Thomas Huber

WienWein – Jubiläum und Pläne

Zehn Jahre ist es her, seit die Winzergruppe WienWein den Wiener Wein und insbesondere den „Wiener Gemischen Satz DAC“ zur Weltgeltung gebracht hat. Zum Jubiläum nehmen sich die sechs Mitglieder ein neues großes Ziel

Mitte des vergangenen Jahrzehnts beschlossen eine Handvoll Wiener Qualitätswinzer den Wein ihrer Heimatstadt aus dem Dornröschenschlaf zu holen. 2006 gründeten sie die Gruppe WienWein, die schnell zu einer hochaktiven Gemeinschaft wurde. In den folgenden Jahren gelang es der Vereinigung dem Wiener Wein zu jenem Stellenwert zu verhelfen, der dem Potenzial und der Qualität der Region entspricht. Wiener Wein landete auf den Weinkarten der Top-Restaurants in Deutschland, in England, in den USA, in Japan – und nicht zuletzt sogar in Wien selbst.

Heute steht Wien in einer Reihe mit den bedeutendsten Weinregionen der Welt. Diese Entwicklung ist größtenteils der Gruppe WienWein zu verdanken, die aus folgenden 6 Mitgliedern besteht:
Bild oben v.l. Michael Edlmoser (Weingut Edlmoser), Rainer Christ (Weingut Christ), Fritz Wieninger (Weingut Wieninger), Gerhard J. Lobner (Mayer am Pfarrplatz), Thomas Podsednik (Weingut Cobenzl) und Thomas Huber (Weingut Fuhrgassl-Huber).

Seit ihrer Gründung hat die WienWein-Gruppe die Entwicklung des Weinbaus in Wien vorangetrieben, aktuelle Themen erkannt und aktiv umgesetzt. Das nächste große Projekt ist eine verbindliche Klassifizierung der Wiener Lagen.

Die große Aufgabe besteht darin, aus dem Erfolg der letzten zehn Jahre eine nachhaltige Entwicklung zu machen. WienWein will jetzt die Weichen für die Zukunft stellen, damit es auch in der nächsten Generation mit dem Wiener Wein immer weiter nach oben geht.

betont Winzer Fritz Wieninger

Reisenberg, schöne Junganlage

Die Erfolge und Meilensteine der letzten 10 Jahre:

Der Wiener Gemischte Satz DAC. Der Aufstieg dieser zutiefst wienerischen Spezialität ist eine der bemerkenswertesten Erfolgsgeschichten im Weinbau überhaupt. In nur zehn Jahren wurde der Wiener Gemischte Satz von einer belächelten Kuriosität zu einem international gefragten Weintyp. Die Anbaufläche stieg von 46 Hektar im Jahr 2006 auf knapp 160 Hektar im Jahr 2016. In Wien selber ist er mittlerweile die Rebsorte Nummer 1, die Nachfrage steigt stetig. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es sich bei diesem Wein um eine regional verankerte Spezialität handelt – eben unverwechselbar wienerisch. Die kompromisslose Qualitätspolitik der Winzergruppe ließ komplexe, diffizile Weine entstehen. Dazu Gerhard J. Lobner:

Wir zeigen, dass der Wiener Gemischte Satz ein richtig großer Wein sein kann, mit einem Reifepotenzial, das ihm vorher niemand zugetraut hätte. Hier liegt auch die Zukunft, wir wollen noch stärker ins Qualitätssegment gehen und künftig noch mehr auf Wiener Gemischte Sätze aus besonderen Lagen setzen.

Denkmalschutz für Wiener Weinberge. Dort wo der Wiener Wein wächst, würde so mancher gern wohnen – am Nussberg mit Blick ins Donautal, an den Hängen über Neustift oder am Bisamberg. Mit der Kaufkraft von internationalen Immobilienspekulanten könnten die Wiener Weinbauern niemals konkurrieren. Zwangsläufig würde wertvolles Rebland verbaut werden, wenn es nicht streng geschützt wäre. WienWein hat den strengsten aller Schutzwälle durchgesetzt. Heute herrscht in den Wiener Weinbergen nicht nur Bauverbot, sondern auch Bewirtschaftungspflicht: Wer Rebflächen besitzt, muss sie pflegen, wieder neu auspflanzen, oder an jemanden verpachten, der sie bewirtschaftet. Michael Edlmoser:

Das Gesetz wirkt. Wir beobachten, dass die Immobilien-Preise stagnieren, das ist ein Zeichen dafür, dass der Spekulations-Faktor erfolgreich eliminiert wurde.

Blick in die Zukunft: Fokus auf Herkunft.

Es ist ein umstrittenes Thema: WienWein hat sich dem Ziel verschrieben, eine klar verankerte Klassifikation der Wiener Lagen zu erreichen. Das ist ein wichtiger Schritt zum Ausbau der internationalen Konkurrenzfähigkeit. Wien bringt für eine Klassifikation die besten Voraussetzungen mit, weil schon heute die Grundstücke genau vermessen und kartografiert sind sowie eine Grundstücksnummer tragen. Aktuell gibt es 165 Rieden in Wien. Neben Boden und Klima ist dabei auch der Wein das entscheidende Kriterium für die Klassifizierung. Eine Parzelle, die perfektes Terroir aufzuweisen scheint, muss uns das erst einmal beweisen. Konkret soll die Qualität dieser Weine fünf Jahre lang beobachtet werden und nur wenn der Wein diese Prüfung besteht, wird dieser Weinberg klassifiziert.

Die Klassifizierung der Gruppe WienWein besitzt keinen gesetzlichen Status, sondern basiert ausschließlich auf den Statuten des Vereins und wird von den Mitgliedern freiwillig getragen. Wieninger betrachtet das als Vorarbeit für eine spätere gesetzliche Regelung und Thomas Podsednik ergänzt:

Es wird noch dauern, bis auf unseren Etiketten endlich die klassifizierte Lage vermerkt ist. Genau daran, dass wir nur langsam vorankommen, erkennt man, dass es uns nicht um einen Marketing-Gag geht. Genau das wollen wir nicht. Wir arbeiten an einer seriösen und wissenschaftlich stichhaltigen Klassifizierung der Wiener Lagen.

Gute Aussichten: Der Wiener Jahrgang 2015

Mittlerweile hat es sich ja herumgesprochen: 2015 ist ein Traum-Jahrgang, natürlich auch für Wien

Letztes Jahr hat einfach alles gestimmt, die richtige Regenmengen, die Sonne für die Reife und die kühlen Nächte für die Säure“

freut sich Thomas Huber

Für die Spezialität Wiener Gemischter Satz sind komplexe Weine mit entsprechender Säure zu erwarten, die mit tiefen Fruchtaromen und innerer Dichte überzeugen, und zwar sowohl im leichteren als auch kräftigeren Bereich. Dies gilt ebenso für die Grünen Veltliner, Weißburgunder und Rieslinge.

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Fotos: Simone Kantz, Raimo Rudi Rumpler