„Wiener Frauen“ beim Lehàr Festival 2022

Mit „Wiener Frauen“ führte das größte Operetten-Festival Österreichs heuer ein ganz spezielles Werk von Franz Lehár auf.

Es handelt sich dabei um die erste Operette des Komponisten, die aber nie den Erfolg seiner zweiten, „Der Rastelbinder“, erreichen konnte. Der berühmte Alexander Girardi übernahm bei der Uraufführung im November 1902 die Rolle des mittellosen Klavierstimmers Willibald Brandl.

Heute scheint „Wiener Frauen“ praktisch nicht auf den Spielplänen auf. Wenn man die halbszenische Aufführung in Bad Ischl gesehen hat, versteht man nicht warum. Sicher, die Geschichte ist eher schwach, aber die Musik ist schön. Bei allen Musiknummern ist schon das Talent Lehárs als Schöpfer unvergesslicher Operetten-Klassiker zu hören. Noch dazu wurde beim Lehár Festival schwungvoll musiziert und die Darsteller sangen die Melodien mit Hingabe. Allen voran mit wunderbarem Sopran Sieglinde Feldhofer als Claire und Gerd Vogel in der Girardi-Rolle als Willibald Brandl.

Der musikalische Höhepunkt ist der Nechledil-Marsch, der zum Mitklatschen und Mitsingen animiert. Das wird bei dieser Aufführung auch ausgenutzt.  In der Rolle des Klavierlehrers Johann Nepomuk Nechledil glänzt KS Josef Forstner. In weiteren Hauptrollen: Thomas Blondelle, Magdalena Hallste und Susanna Hirschler. Großartig sangen und spielten Chor und Orchester des Festivals, beide auch optisch gut in die Inszenierung von Angela Schweiger eingebunden.

Die Handlung ist ein Verwirrspiel um Hochzeiten und Hochzeitsversprechen, im Mittelpunkt steht der erwähnte Willibald Brandl. Um am Ende die verfahrene Situation aufzulösen, bedarf es eines Notars, dargestellt von Matthias Schuppli. Ende gut, alles gut – das Publikum wurde mit dem Nechledil-Marsch als Draufgabe verabschiedet.

Eine CD der Bad Ischler Produktion wird 2023 beim deutschen Label cpo erscheinen.