
Oper im Steinbruch – Verdis Nabucco
Die großartige neue Neuinszenierung des Opernklassikers „Nabucco“ wurde bei der Premiere im Steinbruch St. Margarethen begeistert gefeiert.
Mit seiner hochemotionalen Musik, dem berühmten Gefangenenchor und einer packenden Geschichte über Vergeltung und unerschütterlichen Glauben gelang Giuseppe Verdi 1842 mit „Nabucco“ der große Durchbruch. Bis heute zählt das Werk zu den meistgespielten Stücken im Opernrepertoire. Auch im Steinbruch begeisterte das Werk in einer aufwendigen, spektakulären Inszenierung mit mehr als 300 Mitwirkenden und einem internationalen Ensemble.
Packender, biblischer Stoff
Im biblischen Kampf unterliegt das Volk der Israeliten dem babylonischen König Nebukadnezar, genannt Nabucco. Als der größenwahnsinnige König in geistige Umnachtung fällt und seine ebenso machtbesessene Tochter Abigaille nach der Krone greift, scheint das unerbittliche Schicksal der Hebräer besiegelt. Ihnen bleibt nichts als die Hoffnung: „Va, pensiero, sull’ali dorate – Steig, Gedanke, auf goldenen Flügeln…“. Der berühmte Gefangenenchor machte Giuseppe Verdi über Nacht zum Star. Dieser ergreifende Chor krönt eine aufwühlende Geschichte über Hoffnung, Wahn, Vergeltung und unerschütterlichen Glauben biblischen Ausmaßes, die in der Landschaft und Tradition des Steinbruchs St. Margarethen ihre ideale Kulisse findet.
Internationales Leading Team
Für die Inszenierung der Produktion 2022 konnte der vielfach preisgekrönte, spanische Regisseur Francisco Negrin gewonnen werden. Er ist sowohl in der Oper, als auch in der Welt der Stadion- und Arenaveranstaltungen tätig und gilt als einer der bekanntesten Regisseure der Welt. Francisco Negrin bildet in seiner Nabucco-Inszenierung keine konkreten Religionen und Riten ab. Das Volk der Hebräer besteht bei ihm aus Menschen, die sich ihrem Ursprung, der Natur und einer göttlichen Kraft, vor allem aber einander als empathisch agierende Gruppe verbunden fühlen. Dem gegenüber stehen die Babylonier voller Hybris, Arroganz und materieller Oberflächlichkeit, die jede Verbindung zu Transzendentem und Glauben an Höheres als die eigene Macht verloren haben. Die Hebräer sind eng mit ihrer Umwelt verbunden, die Babylonier dagegen dringen in die Natur ein und zerstören sie.
Dieser naturfeindliche Lebensstil der Babylonier zeigt sich auch im Bühnenbild von Thanassis Demiris. Bei der Inszenierung wird der Steinbruch selbst zum Protagonisten. Inspiriert von der Felsenlandschaft und den monumentalen Rampen im Eingangs- und Zuschauerraum konzipierte Thanassis Demiris ein Bühnenbild, welches sowohl den Lebensstil der babylonischen wie auch der hebräischen Gesellschaft innerhalb der Produktion widerspiegelt. Mit Elementen wie Lehmhütten, goldfarben verkleideten Türmen sowie Nachbildungen der Felslandschaft des Steinbruches wurde das diesjährige Bühnenbild der Oper im Steinbruch wiederum zu etwas ganz Besonderem.
Auch die teils minimalistisch-schlichten, teils opulent futuristischen Kostüme des Kostümbildners Pepe Corzo sind Ausdruck für die Gegensätze zwischen den beiden Gesellschaften. Während das Volk der Hebräer erdfarben gekleidet ist, zeigen sich die Babylonier in auffallendem Rot und Blau.
Ein ausgewiesener Spezialist für italienische Opern
Dirigent Alvise Casellati bringt wie kein anderer ein enormes Wissen und Gespür für italienische Opern mit. Er ist Gründer und Musikdirektor von „Opera Italiana is in the Air“, das seit 2017 die Schönheit der italienischen Opernmusik für jedermann zugänglich macht. Unter seiner Leitung bringt das Piedra Festivalorchester und ein Ensemble aus internationalen SpitzensängerInnen die melodisch und rhythmisch mitreißende Partitur zum Lodern, mit der der junge Verdi das Erbe seiner Vorgänger Rossini, Bellini und Donizetti antrat.
Oper im Steinbruch • Nabucco • bis 14. August 2022
Fotos: Jerzy Bin · Quelle: Oper im Steinbruch