
Oper Burg Gars: „Don Carlo“ von Giuseppe Verdi
Intendant Johannes Wildner legte die heurige Produktion auf der Burgruine, die am 17. Juli in Gars Premiere feierte, als opulentes und großartig ausgestattetes Renaissance-Drama an.
„Regisseur Thilo Reinhart bleibt in seinem Konzept für die Inszenierung haargenau an der Partitur und dem Bild, das Schiller vom spanischen Hof in der beginnenden Neuzeit zeichnet“, so Wildner.
Der italienische Kostümbildner Luca Dall’Alpi, bekannt für seine geschmackvollen Roben, kleidet die Sängerinnen und Sänger – darunter Stars wie Alexandra Reinprecht (Elisabetta) und Paul Gay, der den „Filippo“ gibt, in Renaissance-Kostüme. Das weitere Sängerensemble, allen voran Nora Sourizian (Principessa d’Eboli) und Aurora Perry (Tebaldo und Voce dal Cielo), Bernd Hofmann (Grossinquisitor), David Pershall (Posa) und Oscar Marin (Don Carlo) überzeugt ebenfalls stimmlich und darstellerisch. Es wird ohne technische Verstärkung gesungen, eine bewundernswerte Leistung.
Johannes Wildner dirigiert schwungvoll und auf die Sängerinnen und Sänger eingehend, lebhaft und umsichtig. Unter seiner Führung geben alle ihr Bestes, auch Chor und Orchester.
Verdis vier-aktiger italienischer „Don Carlo“ von 1884 passt hervorragend zu der ab 1561 vom Landadeligen Georg Teufel erbauten Renaissanceburg Gars, spielt doch die Handlung genau in jener Zeit.
Das Bühnenbild ist schlicht und nutzt das Gemäuer bestens. Die Burgruine bietet mit drei Spielebenen ideale Möglichkeiten für Massenszenen. Die neue Bühneninstallation vom Mödlinger Architekten Dipl.-Ing. Asim Dzino hat die Form eines Kreuzes oder eines Schwerts, das in den (weltlichen) Bereich der Burg „hineinsticht“ – den Konflikt zwischen Kirche und Staat symbolisierend. Die flandrischen Gesandten schleppen sich wirkungsvoll in Ketten mit Kreuzen über die Bühne. Carlo befreit sie von den Ketten. Sie sterben dennoch sehr ergreifend in Rauch und Flammen am Wehrgang hoch oben über der Burg.
Es ist packendes, großartiges Sommer-Musiktheater, das unbedingt und bedingungslos empfohlen werden kann. Wenn man vorsichtshalber warme Kleidung mitbringt (der Abend kann kühl sein) steht einem vollkommenen Operngenuss nichts mehr im Wege.