Leopold Museum – Manfred Bockelmann

Leopold Museum – Manfred Bockelmann

Die Ausstellung zeigt großformatige Porträts, durchwegs Kohlezeichnungen, von Kindern und Jugendlichen, die zu Opfern des Nazi-Terrors wurden.

Manfred Bockelmann
Zeichnen gegen das Vergessen
17. Mai bis 2. September 2013
täglich 10-18 Uhr
Dienstag geschlossen
Donnerstag 10-21 Uhr
Leopold Museum-Privatstiftung
1070 Wien, Museumsplatz 1

Die porträtierten Kinder und Jugendlichen sind zwischen zwei und sechzehn Jahren alt, sie wurden am Wiener Spiegelgrund und in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Hartheim und Theresienstadt sowie anderen Orten zu Opfern des Nazi-Terrors, weil sie Juden, Slawen oder „Zigeuner“ waren, weil ihre Eltern Gegner des Regimes waren oder weil sie an körperlichen oder geistigen Gebrechen litten.

Als Vorlagen der Porträts dienen erkennungsdienstliche Fotografien der damaligen Behörden – Gestapo, SS, Ärzteschaft –, die nach der Deportation der Kinder und Jugendlichen in den Spitälern und Lagern gemacht wurden.

Manfred Bockelmann (*1943) in seinem Atelier

Die Porträts zeigen zugleich schöne, junge Mitmenschen. Gerade in diesen Bildern der damals so genannten „Unreinen“ zeigt sich eine reine Menschlichkeit. Der Anspruch des Künstlers, „gegen das Vergessen“ zu zeichnen, meint nicht nur diese ganz besonderen jungen Menschen, die einen Namen und eine Biografie haben, sondern zielt darüber hinausgehend darauf ab, den Wert einer empathischen Mitmenschlichkeit nicht zu vergessen; sich seiner eigenen Mitmenschlichkeit inne zu werden – nicht nur der Vergangenheit gegenüber, sondern auch jetzt, in der Gegenwart.

Die Blicke der jungen Menschen in den Porträts bringen in den Betrachtenden etwas Verwandtes zum Klingen. Sie evozieren eine Verwandtschaft, ja eine Identität, die die Grundlage jeder humanistischen Ethik ist.

Dem Künstler geht es darum:

zumindest einigen wenigen Namen und Nummern Gesichter zu geben, ein paar Menschen aus der Anonymität der Statistik herauszuheben

Der Germanist Heiner Hammerschlag schreibt:

Mit den Mitteln seiner Kunst, fördert er die Opfer aus dem Dunkel des Verdrängens ans Licht und führt uns das Monströse des legalisierten Verbrechens auf subtile Art vor Augen.

Die archaische, brüchige, von der Hand des Künstlers geführte Kohle wirkt auf ihre Weise gegen die Kälte und Stabilität der erkennungsdienstlichen Linse, gegen das mörderische, kein Widerreden duldende Arrangement.

Permalink zu www.leopoldmuseum.org← Webseite

Fotos: Manfred Bockelmann © VBK, Wien/Vienna 2013