Der goldene Bukephalos am Wiener Michaelerplatz

Der goldene Bukephalos am Wiener Michaelerplatz

Das legendäre antike Pferd – der Bukephalos – steht in Form einer neun Meter hohen Skulptur aus Bronze direkt vor der Spanischen Hofreitschule!

Dem Streitross Alexanders des Großen wurde durch den österreichischen Künstler polnischer Herkunft Andjé Pietrzyk ein Denkmal gesetzt. Ein ursprünglicher Monumentalauftrag, dessen rasche Vollendung vom Schicksal vereitelt wurde, führte den in Linz ansässigen vielseitigen Bildhauer, Maler und Zeichner in das Reich der griechischen Geschichte und Mythologie. So wurde aus einem Auftrag eines der größten Projekte zeitgenössischer Skulptur, das in Österreich in jüngster Vergangenheit umgesetzt wurde. Andjés Bukephalos steht für Frieden, Freiheit, Versöhnung und Überwindung.

Die Skulptur „Der goldene Bukephalos“

Sie schwebt mit 16 Tonnen Gesamtgewicht aus kostbarer Bronze tatsächlich 9m über dem Boden. Obwohl durch feine Kanäle mit dem Untergrund untrennbar verbunden, hat sich das gewaltige Bronzetier ohne Zuhilfenahme der Flügel eines Pegasus in die Lüfte erhoben und ermöglicht reizvolle Einblicke. Stolz wirkt der mächtige Körper, dessen Kopf am gebogenen Hals sich von vielen Ansichten aus dem Betrachter zuneigt. Die Stirnmähne zu einer kunstvollen Haarsträhne gedreht, der Schweif schwungvoll aufgerichtet.

Die vielen Ansichten bringen unterschiedlichste Wesensmerkmale des sagenhaften Bukephalos zutage: den unbändigen Kampf- und Siegeswillen, aber auch die dunklen Schattenseiten einer dem Schlachtfeld ausgesetzten Kreatur. Und deren Verletzlichkeit, die der Künstler durch einen Panzer, der die rechte Vorderhand des Rosses schützt, aufzeigt.

Auch Andjè kennt die dunkle Seite seines Bukephalos, der, wie viele Pferde, seinen eigenen Schatten als Bedrohung empfand. Wir Menschen haben alle eine Nacht- bzw. Kehrseite, einen Schatten, den wir fürchten. Erstaunen, vielleicht Entsetzen ist in Bukephalos magischen Augen zu lesen, die in der bekannten Glaswerkstätte Adriano Berengo Studio in Murano gefertigt wurden. Es ist ein vor Sehnsucht glühender Blick, der tiefe Einblicke in die animalische Seele, in ungehemmte Ferne gewährt.

Für dieses alles verzehrende Monumentalprojekt mussten ungeheure Kräfte mobilisiert werden: Statische Berechnungen, Transport, Logistik, Unter- und Aufbauten, der Guss in einer für Monumentalwerke ausgestatteten Kunstgießerei, schlussendlich Errichtungsgenehmigungen im Land der Paragraphen und Unmöglichkeiten. Ein solches gigantomanisches Projekt bräuchte eine Künstlerwerkstatt mit vielen Assistenten. Andjé, der Vollblutkünstler, macht alles allein, unterstützt von seinen Freunden, die an ihn glauben, die die Vollendung herbeisehnen. Nichts darf bei einem Universalkünstler, der dieses aufreibende Megaprojekt in einer one man show umsetzen muss, dem Zufall überlassen sein. Auch aus diesem Grund wird Bukephalos zum Symbol für die Überwindung von Grenzen und einengenden Rahmenbedingungen in der Kunst, insbesondere in der
Monumentalbildhauerei. Das in Altötting gegossene Bronzeross hat seine Reise nach Wien angetreten und ist vor der Spanischen Hofreitschule temporär heimisch geworden. An diesem historischen Ort fungiert es als mächtiger Wächter, als göttliches Wesen, Siegessymbol und Hüter der weißen Lipizzaner, deren Schicksal ebenfalls in ihrer langen Geschichte von Schatten und Licht, von Untergang und Ruhm gekennzeichnet wurde.

Die Grundidee

Das Kunstwerk war ursprünglich ein Auftrag von Frau Uta Scherb, Reiterin, Pferdenärrin und Kunstsammlerin (Seniorchefin einer großen Getränkefirma) geplant für einen Skulpturenpark, der durch deren plötzlichen Tod verhindert wurde. Der Künstler konnte nur das Modell weitermachen. Da kam eine Linzer Unternehmerfamilie auf ihn zu und half ihm das Pferd in Bronze zu gießen. Als Frau Dkfm. Elisabeth Gürtler davon erfuhr, zeigte sie Interesse diese Skulptur anlässlich der Fête Impériale 2017 auszustellen.

Andjé Pietrzyk: Bildhauer. Maler. Zeichner. • Der goldene Bukephalos
Ausstellungsdauer: 6. Juni bis 27. Juni 2017, Michaelerplatz, 1010 Wien

Video über den goldenen BukephalosDie Legende des Bukephalos

Foto: Nino Rainaldi · Quelle: TRAberg communications