
1. Wiener Kunst-Licht-Spaziergang
Knapp 100 Interessierte kamen am 29. Oktober 2013 zu einem erleuchtenden Spaziergang durch Wien.
Beim 1. Wiener Kunst-Licht-Spaziergang von Veranstalter Mag. Thomas Lugmair von Contemporary Art Advisors, Allegria PR und der Lichtkünstlerin Victoria Coeln konnten in der Wiener Innenstadt bedeutende Arbeiten von Kunst im öffentlichen Raum entdeckt und dazu interessante Hintergründe von geladenen Experten aus Kunst und Kirche erfahren werden.
Station 1: Olafur Eliasson – „Yellow Fog“
Yellow Fog – erstmals 1998 in New York gezeigt – ist eine beeindruckende Lichtinstallation des Künstlers Olafur Eliasson, die an der 48 Meter langen Fassade des Verbund-Gebäudes am historischen Platz „Am Hof “zu sehen ist. Entlang der Gebäudefront wurde ein Gitter in den Gehsteig eingelassen, unter dem sich 32 Leuchtstoffröhren befinden. Sie tauchen den Nebel, der nach Einbruch der Abenddämmerung alle drei Minuten für jeweils 40 Sekunden an der Fassade hochsteigt, in gelbes Licht. Das Gebäude liegt somit täglich eine Stunde in einem zauberhaften Schleier. Generell beschäftigt sich der Däne Olafur Eliasson vor allem mit physikalischen Phänomenen, Licht, Spiegelungen, Wasser und Bewegung. Aufsehen erregte er unter anderem mit dem Projekt „Green River“, für das er Wasser mehrerer Flüssen färbte, sowie mit dem spektakulären „The Weather Project “im Tate Modern.
Station 2: Brigitte Kowanz – „Lichtinstallation an der Fassade der Kommunalkredit“
Brigitte Kowanz, eine international renommierte Wiener Künstlerin und für ihre künstlerischen Interventionen im architektonischen Bereich bekannt, kreiert mit Leuchtstoffröhren, Monitoren, Lichtinformationen und Konstellationen aus allgegenwärtigen Beleuchtungskörpern beeindruckende Kunstwerke, die dem öffentlichen Raum eine völlig neue Atmosphäre geben. In ihrer Arbeit beschäftigt sich die 52-jährige Wienerin stets mit der Verbindung des Themas Licht mit Zeit, Raum und Information. Das Licht ist ihr Transportmedium von codierter Information. Sie verwendet Morsezeichen, Zahlenreihen, Wandlungen von Sprachen und hinterfragt scheinbar Alltägliches. Ihre Botschaften entschlüsseln sich jedoch erst im Prozess des Betrachters. Für ihre einzigartigen Lichtwerke wurde Brigitte Kowanz 2009 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.
Station 3: Victoria Coeln – „Chromotopia Wiener Konzerthaus“
Die Lichtkünstlerin Victoria Coeln begeistert schon länger mit ihren beeindruckenden Lichtkunstwerken in der Stadt Wien. In ihrer Arbeit mit Licht interagieren die Farben nicht nur nebeneinander, sondern es kommt auch eine Schichtung von Lichtfarbe in vielen Ebenen, angelehnt an die klassischen Techniken der Ölmalerei, hinzu. In Ölgemälden bilden sehr feine, transparente Lasuren hochwertiger Pigmente zarte und lichtdurchlässige Farbschichten, die für den Aufbau der dreidimensionalen Farb- und Bildtiefe des historischen Gemäldes charakteristisch sind. Bei der Arbeit „Chromotopia Wiener Konzerthaus “setzt die Lichtkünstlerin Victoria Coeln die Technik der Farbschichtung von Licht im öffentlichen Raum um.
Station 4: James Turrell – „MAKlite“
Seit 2004 erstrahlt die Fassade des Österreichischen Museums für angewandte Kunst (MAK) dank der permanenten Lichtinstallation „MAKlite “des amerikanischen Künstlers James Turrell in einem ganz besonderen Licht. Die Installation erweckt den Eindruck, als würde das Licht durch die Ziegelfassade von innen nach außen leuchten. Dadurch wird vor allem die architektonische Wirkung des Museumsgebäudes unterstrichen und dem Gebäude selbst eine neue Dimension sinnlicher Wahrnehmung verliehen.
James Turrell, geboren 1943, ist ein US-amerikanischer Land-Art-Künstler, der mit seinen Raum-Licht-Installationen bekannt geworden ist. Seit den 1960er-Jahren widmet er sein künstlerisches Schaffen den Erscheinungsformen des natürlichen und künstlichen Lichts. So wie andere Künstler mit Pinsel und Farbe malen, malt Turrell mit Licht. Er verwandelt reale Räume in Lichträume, macht Licht körperlich spürbar und sinnlich erfahrbar. Turrells Installationen sind Räume aus Licht und Farbe, in denen die Architektur nahezu entmaterialisiert wird.
Station 5: Victoria Coeln – „Chromotopia St. Stephan“
Am 31. Oktober fand die offizielle Eröffnung der abschließenden Periode des dreijährigen Zyklus von Victoria Coelns Chromotopia St. Stephan statt, bei der das Licht die Basis für unerwartete Begegnungen und die Verbindung zwischen den Gastgeberinnen – den weiblichen Säulenheiligen – und ihren besonderen, weiblichen Gästen bilden wird.
Aber auch außen erstrahlt das Wiener Wahrzeichen in einer beeindruckenden Lichtinstallation, die einen Teil der neu renovierten Westfassade erfasst und von dort aus in den urbanen Platz vorm Steffl „fließt“. Täglich, mit Einbruch der Dämmerung, sind Besucherinnen und Besucher dazu eingeladen, für einen ausgedehnten Augenblick in das permanente Chromotop am Stephansplatz einzutreten sowie auch das Gesamtlichtkunstwerk mitzugestalten: denn die Menschen und Tiere bilden flüchtige, bewegliche Licht-Materie-Bilder in der dreidimensionalen chromotopen Bildwelt von Chromotopia St. Stephan.
Fotos: Helmut Prochart, Nino Rainaldi