Bregenzer Festspiele 2022 | „Madame Butterfly“ | Suzuki und Cio-Cio-San

Bregenzer Festspiele 2022 – Madame Butterfly

Das eher kammerspielartige Werk von Puccini, Madame Butterfly, wird bei den Bregenzer Festspielen auf der Seebühne hervorragend präsentiert.

Das Bühnenbild ist einem Blatt Papier nachempfunden, auf dem sich die Darsteller bewegen, das auch mit Video-Projektionen bespielt wird und durch Beleuchtung verschiedene Stimmungen erzeugt. Der Regisseur hat beeindruckende Bilder geschaffen. Butterfly hüllt sich in eine amerikanische Flagge, die ihr Schutz und Sicherheit bietet, während sie auf ihren Ehemann Pinkerton drei Jahre wartet. Eine Gruppe von Figuren mit weißen Masken und weiß gekleidet (die Ahnen?) reichen Butterfly das Schwert für ihren Selbstmord. Auch der See spielt mit: die sonst so sanfte Butterfly stößt den Heiratsvermittler (Taylan Reinhard) in den See. Und der Fürst Yamadori (Omer Kobiljak) wird auf einem Floss auf dem See von sechs Dienern getragen. Die Ideen sind alle stimmig.

Bregenzer Festspiele 2022 | „Madame Butterfly“ | Geister betreten die Bühne
Geister betreten die Bühne

Die Sängerinnen und Sänger sind alle ausgezeichnet, allen voran Celine Byrne als Butterfly, die nicht nur stimmlich, sondern auch optisch überzeugt und glaubwürdig die 15-jährige bei der Hochzeit mit Pinkerton darstellt. Otar Jorjikia ist ein eleganter, schneidiger Pinkerton. Aytaj Shikhalizada als Suzuki ist rührend, auch der Konsul Yngve Soberg singt und spielt hervorragend.

Die Kostüme wurden auch passend gewählt: der Konsul in grellem Gelb und Frau Pinkerton in rot sind ein Kontrast zur Butterfly in zarten Farben.

Bregenzer Festspiele 2022 | „Madame Butterfly“ | Szene erster Akt
Szene erster Akt

Es wird gesanglich und darstellerisch die verschiedene Einstellung zur „Heirat auf Zeit“ eindrücklich vermittelt. Für Pinkerton ist diese Zeremonie die Bestätigung eines unverbindlichen Abenteuers, für Butterfly der Beginn einer großen Liebe. Sie ändert ihre Religion und bekehrt sich zum Christentum, wartet unerschütterlich auf die Rückkehr Ihres Ehemannes und lehnt eine Verbindung mit dem Fürsten Yamadori kategorisch ab, auch wenn sie finanziell schon am Ende ist. Sie nimmt in Kauf, dass sie von ihrer Familie verstoßen wird. Als sie erkennen muss, dass sie sich auch noch von ihrem geliebten Kind trennen muss, bleibt ihr nur Seppuku, denn „ehrenvoll sterbe, wer nicht mehr in Ehren leben kann“. Durch ihren Selbstmord rettet sie ihre Ehre.

Es ist eine sehr beeindruckende Aufführung, die von der Dirigentin Yi-Chen Lin souverän geleitet wird.

Die Bregenzer Festspiele 2022 finden von 20. Juli bis 21. August statt.
Tickets und Infos unter bregenzerfestspiele.com und Telefon 0043 5574 4076.

Fotos: anja koehler | Karl Forster  ·  Quelle: Bregenzer Festspiele